„Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen“. Mit diesen Worten leitete Bernhard Hatzinger, der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Gefahrgut und Umweltschutz der Feuerwehrinspektion Bad Kötzting (AG-GU) am 8. Januar 2021 die diesjährige Vollversammlung ein, die erstmals online stattfand.

„… und hoffentlich auch zum letzten Mal“, so Hatzinger weiter bei seiner Begrüßung, „denn Kameradschaft und der persönliche Meinungs- und Erfahrungsaustausch im Rahmen solcher Veranstaltungen können online nicht ersetzt werden“. Neben knapp 40 Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft konnte Hatzinger auch Kreisbrandrat Michael Stahl, Kreisbrandinspektor Andreas Bergbauer, die Kreisbrandmeister Alexander Beier, Florian Heigl, Konrad Kellner, Thomas Raab, Christian Scheuer und Norbert Mezei sowie den Fachberater Chemie, Dr. Thomas Scheubeck, begrüßen. Zunächst blickte Hatzinger auf die Aktivitäten des vergangenen Jahres zurück. „Eigentlich ist es ein Rückblick auf die ersten zehn Wochen des Jahres, denn ab dann waren wir aufgrund der Pandemie zum Nichtstun verdammt“, resümierte er. Zu Beginn des Jahres wurde in Zandt die Vollversammlung abgehalten bei der auch der Abrollbehälter Ölwehr der FF Rötz vorgestellt wurde. Zwei sehr interessante Vorträge über den Einsatz bei einem Ammoniakaustritt in Straubing sowie über den Brand einer mit Gefahrgut beladenen Wechselbrücke in Obertraubling rundeten diese Versammlung ab. Am 23. und 24. Januar wurde durch das Ausbilderteam der Arbeitsgemeinschaft eine Wärmebildkameraschulung bei der FF Sattelbogen durchgeführt. Zwei Schulungsabende zum Thema „Messtechnik“ wurden am 31. Januar in Arrach sowie am 5. März in Lederdorn abgehalten, so Hatzinger weiter. Dann folgte der Lockdown und die Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft wurden „auf Null gefahren“, zumal in den Fachempfehlungen des Landesfeuerwehrverbandes explizit von Übungen mit Chemikalien-Vollschutzanzügen abgeraten wurde. In einer Informationsschrift, die durch den Leiter der Arbeitsgemeinschaft herausgegeben wurde, wurde explizit auf die Besonderheiten beim Transport von Corona-Proben mit Pkw und dem Verhalten bei Unfällen solcher Transporter eingegangen. Vier kleinere Einsätze mit Gefahrgutbeteiligung schlagen im Bereich der Feuerwehrinspektion Bad Kötzting zu Buche. In einem Fall wurde eine Kohlendioxid-Warnanlage in Altrandsberg ausgelöst und in zwei Fällen baten Bewohner von Privatwohnungen die Feuerwehr um Hilfe, nachdem in deren Wohnbereich merkwürdige Geruchsentwicklungen aufgetreten waren. In beiden Fällen entpuppten sich verdorbene Lebensmittel als Ursache des Geruchs. Beim Großbrand eines landwirtschaftlichen Anwesens in der Ortsmitte von Miltach berichteten Einsatzkräfte von merkwürdig eingefärbten Flammen im Inneren des Gebäudes. Auf Nachfrage teilte der Besitzer mit, dass sich in dem betroffenen Bereich ein kleines Chemikalienlager einer Reinigungsfirma befindet. Das Lager wurde unter besonderen Schutzvorkehrungen gesichert und geräumt. Die Behältnisse waren zwar angesengt, aber unbeschädigt. Der Ausblick auf das Jahr 2021 ist nach wie vor geprägt von der Pandemie und den damit verbundenen Beschränkungen. Die aktuelle Entwicklung lässt für die nächsten Monate nach wie vor keine Möglichkeiten zu praktischen Aktivitäten erwarten. Der turnusmäßig im Jahr 2021 stattfindende Lehrgang „Gefährliche Stoffe und Güter – Technik“ wurde daher bereits auf das Jahr 2022 verschoben. Da dies auch den allgemeinen Übungsbetrieb der Feuerwehren betrifft und man dennoch den Feuerwehren Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten anbieten will, wurde seitens der Kreisbrandinspektion ein Webinar-Programm aufgelegt. Im Rahmen des Programms sind auch zwei Webinare zum Thema „Einsatztaktik Gefahrgut“ sowie voraussichtlich drei Termine zum Thema „Messeinsatz“ geplant“. Für das zweite Halbjahr hofft Hatzinger auf eine Beruhigung der Infektionslage. Die Taktikschulungen auf Basis von Planspielen mit virtuellem Einsatzsimulationen haben in diesem Jahr ebenfalls das Schwerpunktthema „Gefahrgut“. Für die Inspektion Bad Kötzting sind hierfür drei Termine eingeplant. Bernd Hatzinger hob auch nochmals die Bedeutung der neuen Webinarreihe hervor und warb für eine rege Beteiligung. Über den Bereich „Ausbildung“ auf der Homepage des Kreisfeuerwehrverbandes kann sich jeder Aktive zur kostenfreien Teilnahme anmelden. Fast unbemerkt durch die Corona-Pandemie nähern sich auch drei Tierseuchen langsam an den Landkreis Cham heran: Die Afrikanische Schweinepest, die Vogelgrippe und die Hasenpest. Insbesondere zu den beiden Erstgenannten gebe es Einsatzpläne, die auch die Feuerwehren betreffen informierte der Leiter der AG-GU. Es sei nicht ausgeschlossen, dass es hier in den nächsten Monaten auch zu dem einen oder anderen Einsatz kommen kann. In seinem Grußwort ging auch Kreisbrandrat Michael Stahl auf die besonderen Umstände und Einschränkungen durch die Pandemie ein. Die Kreisbrandinspektion ist hier bemüht unter anderem durch das Webinar-Programm ein Ersatz-Bildungsangebot zu machen. Er hoffe sehr, dass die aktuelle Ruhephase nicht dazu führt, dass viele Aktive nach dem Ende der Pandemie nicht mehr zur den alten Aktivitäten zurückfinden. Je länger die Lockdown-Phase anhält umso größer die Gefahr, befürchtet Stahl und warb ebenfalls um die Nutzung der Online-Schulungen als Alternative. Er bedankte sich bei Allen, die sich im Hintergrund um diese Projekte kümmern und bemühen. Auch der fachbezogene Kreisbrandmeister für Atemschutz und Gefahrgut, Christian Scheuer, ging auf die pandemiebedingten Einschränkungen ein. So musste die Atemschutzübungsstrecke des Landkreises im zurückliegenden Jahr zweimal ihren Betrieb einstellen. Auch aktuell können keine Übungen dort absolviert werden. Die einschlägigen Prüftermine wurden durch den Gesetzgeber und die kommunalen Versicherungsträger der Situation angepasst. Dennoch kann der aktuelle Zustand keine Dauerlösung sein. Neben dem ABC-Zug in Cham und dem Gefahrgutzug in Furth i. W. hält der Landkreis Cham in einem modularen System weitere Unterstützungskräfte für Gefahrguteinsätze vor, unter anderem die Arbeitsgemeinschaft Gefahrgut und Umweltschutz. Scheuer sieht den Landkreis daher für diese Aufgaben gut gerüstet und bedankte sich bei den Mitgliedern für ihr Engagement. An diesem Dank schloss sich auch Kreisbrandinspektor Andreas Bergbauer in seinem Grußwort an. Auch er bat darum, dass sich die Aktiven durch die aktuelle Situation nicht entmutigen lassen und „bei der Stange bleiben“ mögen. Am Ende der Veranstaltung konnte Hatzinger der Online-Version noch etwas Gutes abgewinnen. Da auf diese Weise niemand mehr am Straßenverkehr teilnehmen müsse könne man sich auch „die ein oder andere Halbe Bier gönnen“. So blieben einige Mitglieder noch längere Zeit „auf einen Ratsch“ online.

(Bericht und Bilder vom Web-Team der Feuerwehrinspektion Bad Kötzting)