Schulungsabend zu Elektrofahrzeugen
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Die Anzahl der Pkw mit Elektroantrieb nimmt stetig zu und somit muss auch mit der Beteiligung dieser innovativen Fahrzeuge an Verkehrsunfällen gerechnet werden. Damit die Einsatzkräfte der Feuerwehren mit den daraus resultierenden, neuen Gefahren umgehen können wurde von Kreisbrandinspektor Michael Stahl ein Schulungsabend initiiert. Bernhard Hatzinger von der FF Arrach sammelt schon seit geraumer Zeit Informationen zu diesen Thema und hat sich durch den Besuch von zahlreichen Schulungen ein fundiertes Wissen erarbeitet. Somit war er der perfekte Referent für den Schulungsabend am 28. März, zu dem KBM Andreas Bergbauer mehr als 110 Führungskräfte der Feuerwehren der Inspektion Bad Kötzting im Gasthaus Wanninger in Ramsried begrüßen konnte.
Zu Beginn seiner Ausführungen verwies Hatzinger auf die unterschiedlichen Arten von Fahrzeugen die mit Strom angetrieben werden. Neben dem reinen Elektroantrieb gibt es noch die Kombination mit Verbrennungsmotoren, den sogenannten Hybridfahrzeugen. Äußerst schwierig gestaltet sich die Erkennbarkeit derartiger Fahrzeuge von außen, da nur wenige einen entsprechenden Schriftzug tragen. Darum wird eine intensive Erkundung verunfallter Fahrzeuge zukünftig unerlässlich sein. Durch den Blick unter die Motorhaube können häufig orange Kabel erkannt werden, dies sind Hochvoltkabel die eine eindeutige Zuordnung als Elektroauto zulassen. In diesem Zusammenhang wies der Referent auf die besonders sinnvolle Verwendung der sogenannten Rettungskarten hin, die jeder Fahrzeughalter in die Fahrersonnenblende stecken sollte und die den Rettungskräften wichtige Hinweise zu Fahrzeug und deren Gefahrenpunkte geben. Leider ist dies nicht verpflichtend und so kann nur an die Halter appelliert werden, sich die Rettungskarten selbst aus dem Internet zu besorgen und auszudrucken.
Die besonderen Gefahren die von derartigen Fahrzeugen für Einsatzkräfte und Umwelt ausgehen, beleuchtete der Ausbilder nachfolgend. So führen Beschädigungen der Akkupacks sehr häufig zu Bränden die unter Umständen mit sehr hohen Temperaturen ablaufen und in seltenen Fällen nicht mehr mit Wasser löschbar sind. Ansonsten muss mit einem deutlich erhöhten Löschwasserbedarf gerechnet werden, da die Akkus längere Zeit gekühlt werden müssen um eine Rückzündung zu vermeiden. Auch mit einem Austritt von Elektrolyten ist bei beschädigten Stromspeicherzellen zu rechnen. Da es sich dabei um stark basische Flüssigkeiten handelt muss durch den schnellen Einsatz von geeigneten Chemikalienbindemittel auf den Schutz von Einsatzkräften und Umwelt geachtet werden.
Die betriebsbedingt verwendeten, hohen Spannungen stellen eine weitere Gefahr für die Feuerwehrkräfte dar, besonders beim Einsatz hydraulischer Rettungsgeräte. Verschiedene Sensoren und Thermoschalter im Fahrzeug sollten zwar nach einem Aufprall oder einem Brand die Leitungen spannungsfrei schalten, ob dies jedoch bei jedem Unfallszenario funktioniert ist eher zweifelhaft. Somit muss stets auf mögliche Hochvoltkabel geachtet werden, die nicht durchtrennt werden sollten um Kurzschlüsse und Lichtbögen zu vermeiden.
Im Weiteren gab Bernhard Hatzinger einsatztaktische Hinweise und hier zu Beginn die AUTO-Regel für die Erkundung. So sollte auf austretende Betriebsstoffe, Besonderheiten am Unterboden und unter dem Tankdeckel sowie Hinweise auf der Oberfläche des verunfallten Fahrzeugs geachtet werden um Elektrofahrzeuge zu erkennen. Der Betriebsschalter oder Schlüssel sollte in die Position "Aus" gebracht und die Parkbremse ausgelöst werden. Falls die vorhandenen Airbags ausgelöst haben, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Spannungsfreischaltung ausgegangen werden, da diese kombinierte Sicherheitsfunktion bei jedem Elektrofahrzeug verbaut ist.
Bei einem Unterbauen des havarierten Fahrzeugs ist stets darauf zu achten, die Akkupacks an der Fahrzeugunterseite nicht zu beschädigen. Vorhandene Hauptverbindungsstecker zwischen Akkus und Fahrzeug dürfen wegen hoher Sicherheitsanforderungen ausschließlich von Fachkräften getrennt werden.
Bereits häufige Brandereignisse sind bei Ladevorgängen von Akkumulatoren zu verzeichnen. Durch die Zunahme der Zahl von Ladesäulen und Ladestellen in Garagen muss hier besonders auf das Vorhandensein von Starkstrom geachtet werden.
Abschließend verwies der Referent darauf, dass die Feuerwehren stets mit neuen Gefahren konfrontiert wurden, sie aber durch fundierte Schulungen ihr Wissen im Umgang damit erweitern konnten und somit auch diese Herausforderung zu meistern ist.
Kreisbrandinspektor Michael Stahl dankte Bernhard Hatzinger für seinen interessanten und hilfreichen Vortrag und wies die Anwesenden darauf hin, dass in einem ersten Pilotversuch zukünftig über die ILS Regensburg ein Abfrage des Rettungsdatenblattes von Fahrzeugen ermöglicht werden soll.
(Bericht und Bilder vom WebTeammitglied Fabian Fischer)